Bildung & Erziehung
zurück zur ÜbersichtFunctional Adult Literacy - 17.08.2006
Gemeinsam mit ihrem Mann arbeitet Britta Menzel seit Juni 2005 als Entwicklungshelferin mit dem Deutschen Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) / Christliche Fachkräfte International (CFI) für die anglikanische Kirche in Kabale, Süd-West Uganda. In Kabale wird die Diözese von Kigezi unterstützt und beraten, die sich über den gesamten Regierungsdistrikt Kabale mit 500.000 Einwohnern erstreckt, und zwar beim Planning & Development Office für verschiedene Armutsbekämpfungs-Projekte.
Die Delbrück´sche Familienstiftung finanziert in diesem Rahmen ein Programm zur Erwachsenen-alphabetisierung und -bildung (Functional Adult Literacy, FAL).
Zum Hintergrund:
Die Synode von Kigezi, also die Generalversammlung der Gemeindepfarrer der gesamten Diözese, hat Mitte letzten Jahres einen Antrag auf Durchführung eines FAL-Programms gestellt, um die extrem hohe Analphabetenrate unter der erwachsenen Landbevölkerung (48 %) und insbesondere unter den Frauen (58%) zu bekämpfen. Die mangelnde Grund- und Berufsausbildung zwingt diese Menschen zu einem Leben am Existenzminimum, das meistens nur auf Selbstversorger-Landwirtschaft und unqualifizierten Hilfsarbeiterjobs gegründet ist. Bei durchschnittlich mehr als 7 Kindern pro Familie sind damit berufliche Weiterbildung, medizinische Versorgung und finanzielle Rücklagen für Investitionen in Kleingewerbe in der Regel undurchführbar. Fehlende Basiskenntnisse über Gesundheit und Hygiene tragen unter diesen Umständen zur hohen Kindersterblichkeit und insgesamt geringen Lebenserwartung bei.
Hier setzt das von der ugandischen Regierung in Zusammenarbeit mit UNICEF und dem deutschen Volksbildungsverein entwickelte FAL-Konzept an, um die betroffene Bevölkerung dabei zu unterstützen, eigenständig aus ihrer Armutsspirale auszubrechen. Dies soll erreicht werden, indem sich die FAL-„Studenten“ in ihrem Dorf in möglichst homogenen Gruppen von ca. 25 Personen an zwei Tagen pro Woche zu Gruppendiskussionen und Alphabetisierungsunterricht treffen. Der Unterricht wird durch im Rahmen des Programms speziell ausgebildete Freiwillige durchgeführt, die von der jeweiligen Gruppe ausgewählt werden und selbst über eine gute Grundbildung und Englischkenntnisse verfügen müssen. Die Gruppendiskussionen werden von diesem „Dorftrainer“ geleitet und decken praxisorientierte Themen wie Basisgesundheitsversorgung, Familienplanung, Hygiene, HIV/AIDS und verbesserte Anbau- und Viehzuchtmethoden ab. Im Zusammenhang mit diesen Themen werden dann vom Trainer die notwendigen Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse vermittelt. Wenn möglich wird das Angebot durch Ausbildung in einfachen Handwerksarbeiten und Tipps zur Gewerbegründung und Vermarktungsmethoden ergänzt. Die einzelnen Gruppen werden ebenfalls dazu ermuntert, Selbsthilfegruppen zu gründen und gemeinsam ein Zusatzeinkommen zu erwirtschaften. In einer späteren Phase können diese Initiativen dann z.B. durch Mikrofinanzangebote unterstützt werden.
Umfang der Maßnahmen:
In der Pilotphase des FAL-Programms ist geplant, über ein Jahr 11 Gruppen (rd. 300 „Studenten“) im ganzen Distrikt aufzubauen, um so Erfahrungen mit den auf lokaler Ebene zuständigen staatlichen und kirchlichen Kooperationspartnern zu sammeln.
Das Programm wird mit dem Community Development Office des Regierungsdistrikts zusammenarbeiten, da hier bereits in einer Reihe von Dörfern in anderen Projekten zur Armutsbekämpfung gute Erfahrungen gemacht wurden. Der Distrikt verfügt über Trainer, die in einem einwöchigen Workshop die „Dorftrainer“ ausbilden, und wird uns mit den notwendigen Lehrmaterialen (Handbücher, Lesefibeln, etc.) versorgen. Der Unterricht soll kostenfrei in Dorfschulen außerhalb der Unterrichtszeit, in Kirchen und Projektgebäuden stattfinden. Die „Dorftrainer“ erhalten kein offizielles Gehalt, sollen aber teils durch die Gruppe, teils durch das Programm einen kleinen finanziellen Bonus erhalten.
Der Einsatz in Kabale wird bis ca. Mitte/Ende 2008 andauern.
KONTAKT:
Falls Sie dieses Projekt interessant finden, können wir gerne Kontakt zu den Organisatoren herstellen.
Die Leiterin des Programms ist uns persönlich bekannt. Vor ihrer Ausreise nach Uganda hat sie 5 Jahre bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frankfurt als Projektmanagerin und Referentin gearbeitet.